Vereinsgeschichte

Auszug aus der Vereinsgeschichte, zusammengestellt von Martin Stingl, dem damaligen Schriftführer und späteren Vorstand, zu unserem 75 jährigen Vereinsjubiläum.

 

Aufgrund der sportlichen Entwicklung nach dem 1. Weltkrieg entschloß sich im Jahre 1923 Karl Schad, mit 8 weiteren Sportsgenossen, den RV „Wanderer“ zu gründen. Schützenhilfe hierzu kam von Herrn Neppach vom RV „Pfeil“ Cannstatt. Anfangs „wanderte“ man mit dem Fahrrad zu Vereinen in der Umgebung, um sich dort an Fahrradfestumzügen, dem sog. Korsofahren, zu beteiligen. Höhepunkt der damaligen Vereinsgeschichte war das Jahr 1924. Dort wurde beim 1. Fest des Radfahrervereins das Banner geweiht, welches vom damaligen Verein aus Altburg gestiftet wurde. (Dieses Banner befindet sich noch heute im Besitz des Vereins).

Beim Gaufest in Merklingen 1926 waren über 80 Rennfahrer am Start und am Festzug beteiligten sich über 25 Vereine mit z. T. ebenfalls über 80 Fahrern. Da der ganze Ort auf den Beinen war, fiel dem Fest sogar der sonntägliche Gottesdienst zum Opfer; außer dem Pfarrer und dem Mesner war niemand in der Kirche. Die nachfolgende Klage des Pfarrers beim Oberamt wurde übrigens abgewiesen.

Im Jahre 1927 wurden die ersten „Saalmaschinen“ (Räder für die Halle) beschafft und die Reigenmannschaft (ähnlich Kunstradfahren) ins Leben gerufen. Beim Bezirksfest 1931 in Weil der Stadt beteiligte sich man mit rund 50 Fahrern. Dort sind auch die ersten Radballspiele erwähnt. In den Kriegsjahren ruhte die Vereinsarbeit weitestgehend.

Der seit 1927 amtierende Vorstand Gottlob Lauser machte sich nach dem Krieg wieder daran, mit Hilfe weiterer Mitglieder den Verein wieder zu aktivieren. Die Ausfahrten wurden wieder aufgenommen und die Saalmaschinen repariert, wurde doch am 14.08.1949 das 25-jährige Jubiläum veranstaltet. Schon damals hatte der Verein 78 Mitglieder.

Ab 1950 beteiligte man sich regelmäßig beim Korsofahren befreundeter Vereine und kam oft mit dem 1. Platz nach Hause. Um diese Zeit kam auch das Hochrad, welches von Karl Stecher in den Trümmern der Stadt Stuttgart nach Kriegsende gefunden wurde, zum Einsatz. Dieses Hochrad ist bis heute im Besitz des Vereins und wird regelmäßig bei Veranstaltungen eingesetzt. Um eine Einnahmequelle für den Verein zu erschließen, wurden auch Faschingsveranstaltungen in der Festhalle durchgeführt. Auch das gesellige Leben im Verein kam durch Vereinsausflüge nicht zu kurz.

1954 ging die „Ära Lauser“ zu Ende. An der Generalversammlung stand er nicht mehr zur Wahl und wurde am gleichen Abend zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ihm hat der Verein viel zu verdanken. Sein Nachfolger wurde Eugen Kübler.

Zusammen mit weiteren Radsportvereinen fuhr man im Jahre 1954 nach Ostberlin, um an Freundschaftsspielen teilzunehmen. Ebenso gab es Gegenbesuche. So leistete der RV Merklingen schon damals einen Beitrag zur Völkerverständigung. Im Jahre 1956 wurde zeitweise eine Mopedabteilung gegründet. Da die Vorstandsfrage 1958 nicht geklärt werden konnte, stand der Verein kurz vor der Auflösung. Dies wäre angesichts rund 130 Mitglieder sehr schade gewesen. Nach einer weiteren Versammlung führte der alte Vorstand jedoch sein Amt weiter und der Verein kam zu neuem Schwung.

Im Jahre 1958 wurde Karl Biedermann zum 1. Vorsitzenden gewählt und jährlich Radrennen in Merklingen veranstaltet. Fahrstrecke seinerzeit war die heutige Hintere, -Kirchgraben, -Hausener, -Haupt, -Vordere, wieder in die Hintere Straße.

Im Jahre 1962 veranstaltete unser Verein das erste Vereins-Fußball-Pokal-Turnier in Merklingen mit Beteiligung der örtlichen Vereine.

In diese Zeit fallen auch sportliche Erfolge sowie ein allg. Aufschwung im Radball. Auch war der Verein durch einen Fahrer im Rennsport vertreten. Ebenfalls 1963 wurde das erste (und leider auch das letzte) bundesoffene Querfeldeinrennen in Merklingen veranstaltet. Das 40-jährige Jubiläum fand mit Rücksicht auf das große Fest des Sängerbundes 1963 ein Jahr später statt.

1965 wurde in Merklingen der Jugendvergleichskampf Württemberg - Saar durchgeführt. So wurde auch zum 1. Mal Radpolo in Merklingen dem Publikum vorgestellt. Im selben Jahr trug sich der Verein mit dem Gedanken, eine eigene Radsporthalle im „Ried“ zu bauen, was jedoch bald darauf wieder verworfen wurde. Die Jugendmannschaft konnte sich zur süddt. Meisterschaft qualifizieren und belegte den 4. Platz. Ein Tor verhinderte die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Auch gab es zu dieser Zeit Freundschaftsspiele mit dem Verein aus Altenkessel / Saar.

Auch 68 konnte eine Mannschaft an den Württ. Jugendmeisterschaften teilnehmen.

1970 konnte unser Verein den ehem. Schulabort neben der Schulturnhalle als Lagerraum übernehmen, 1971 wurde das erste Merklinger Volksradfahren veranstaltet, an dem rund 500 Radfahrer teilnahmen. Zu dieser Zeit kam das Radfahren wieder groß in Mode. Daher wurde auch in den folgenden Jahren diese erfolgreiche Veranstaltung beibehalten.

Ab 1974 wurden Tanzveranstaltungen mit den „Black Stones“ durchgeführt.

In den Jahren 76 - 78 konnte erneut Zuwachs von Jugendspielern im Radball verzeichnet werden.

Ein Radrennen 1979 sorgte für eine Wiederbelebung der alten Renntradition in Merklingen. Die Strecke führte 10 Jahre lang durch das Wohngebiet „Schrod“.

Im Jahre 1984 kam ein neuer Boom auf, das BMX-Rad. Dies war quasi das Moto-Cross auf speziellen Fahrrädern. Da aber von außenstehenden Befürwortern hier viel Lärm um nichts gemacht wurde, verzichtete der Verein auf die Realisierung der bereits genehmigten Bahn in der Unteren Talstraße. In den selben Zeitraum fällt auch die Einführung der Freizeitgruppe, welche Trainingsfahrten für die Radtourenfahrten durchführt.

Die erste eigene Radtourenfahrt führte der Verein 1986 durch; 1998 findet sie zum 13. Mal statt. Jedes Jahr kommen, immer am Feiertag „Fronleichnam“, rund 500 Radsportler aus ganz Württemberg, um das Würm- und Enztal, sowie die Randbezirke der Region Stuttgart per Rad zu erfahren.

Ab dem Jahr 1988 beteiligten sich einige Vereinsmitglieder in loser Folge am Fasnetsumzug in Weil der Stadt.

Im letzten Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende beteiligte man sich mehrere Male am Ferienprogramm und der Waldputzete der Stadtverwaltung. Neben dem Radball-Pokalturnier und diversen Spieltagen ist die Radtourenfahrt fester Bestandteil im jährlichen Terminkalender.

Seit 2 Jahren hat der RV Merklingen wieder Nachwuchs im Radballbereich. Mit zwei Schülermannschaften beteiligen wir uns am regulären Verbandsspielbetrieb. Weiterhin vertreten sind wir mit einer Mannschaft in der Bezirksklasse ebenso wie in der Verbandsliga. Es freut uns natürlich, daß sich Jugendliche für die schwierige Sportart „Radball“ interessieren, da das Erlernen nicht von heute auf morgen geht.

Im Jubiläumsjahr 1998 hat der Verein über 65 Mitglieder.

Vorstände seit 1923:

1923 - 1926 Otto Wielandt

1926 - 1954 Gottlob Lauser

1954 - 1958 Eugen Kübler

1958 - 1963 Karl Biedermann

1963 - 1964 Karl Reim

1964 - 1972 Eugen Kübler

1972 - 1974 Karl Biedermann

1974 - 1978 August Lutz

1978 - 2004 Adolf Stingl

2004 - 2010 Martin Stingl

aktuell Uwe Maier